Rotkäppchen

vom Mathematiker erzählt
vom Chemiker erzählt
vom Beamten erzählt
vom Informatiker erzählt
vom Programmierer erzählt
vom Bundeswehr-Soldaten erzählt
vom Latein-geplagten erzählt
vom Psychiater erzählt
von Joachim Ringelnatz erzählt
von der heutigen Jugend erzählt
vom Juristen erzählt
vom Sachsen erzählt


Rotkäppchen von einem Mathematiker erzählt
Es war einmal ein Mädchen, dem wurde eindeutig eine rote Kappe zugeordnet, wodurch es als Rotkäppchen definiert wurde.
"Kind," argumentierte die Mutter, "werde kreativ, mathematisiere die kürzeste Verbindung des Weges zur Grossmutter, analysiere aber nicht die Blumen am Wege, sondern formalisiere Deinen Weg in systematischer Ordnung."
Rotkäppchen vereinigte einen Kuchen, eine Wurst und eine Flasche Wein zu einer Menge, hinterfragte noch einmal den Weg und ging los.
Im Walde schnitt sein Weg den eines Wolfes. Er diskutierte mit ihr über die Relevanz eines Blumenstrausses und motivierte es, einen geordneten, höchstens abzählbaren Strauss zu verknüpfen. Inzwischen machte sich der Wolf die Grossmutter zu einer Teilmenge von sich. Als Rotkäppchen dann ankam, fragte es:
"Grossmutter, warum hast Du so grosse Augen?"
"Ich habe gerade mein Bafög erhalten!"
"Grossmutter, warum hast Du so grosse Ohren?"
"Ich habe versucht, Prüfungsfragen durch die Tür zu erlauschen!"
"Grossmutter, warum hast Du so ein grosses Maul?"
"Ich habe gerade versucht, das Mensaessen zu schlucken!"
Darauf machte der Wolf sich zur konvexen Hülle von Rotkäppchen.
Ein Jäger kam, sah eine leere Menge von Grossmüttern im Haus und problematisierte die Frage, bis sie ihm transparent wurde. Dann nahm er sein Messer und machte aus dem Wolf eine Schnittmenge. Die im Wolf integrierten Personen wurden schleunigst von ihm subtrahiert. Zum Wolf wurde eine mächtige Menge von Steinen addiert. Er fiel in einen zylinderförmigen kartesischen Brunnen, bis seine Restmenge nicht mehr lebte.


Rotkäppchen von einem Chemiker erzählt
Für das aus der Reaktion eines unbekannten Chemikers mit seinem weiblichen Reaktionspartner, der im folgenden kurz mit dem Trivialnamen Mutter bezeichnet wird, hervorgegangene Produkt hat sich in der internationalen Nomenklatur der Name 'Rotkäppchen' allmählich durchgesetzt, da das seinen Kopf bedeckende Kunstfasergewebe mit dem roten Phenazinfarbstoff Safranin gefärbt war. Aus einer Veröffentlichung in Carnevalistica Chimica Acta 11,11 entnahm die Mutter, dass der weibliche Reaktionspartner der Reaktion, bei der sie ihrerseits gebildet worden war - im folgenden mit Grossmutter bezeichnet - einem Angriff von Stoffwechselprodukten von Bakterien ausgesetzt war. Die Grossmutter reagierte exotherm, was an einer negativen Reaktionswärme zu erkennen war, die von ihrer Oberfläche an die sie umgebende Gasphase abgegeben wurde. Zur Erhöhung ihrer Aktivierungsenergie hatte sich die Grossmutter auf einem sonst zu Reacrationszwecken des menschlichen Körpers dienenden Gestell ausgebreitet.
Die Mutter entnahm ihrer Chemikaliensammlung einige Flaschen mit Reagenzien, die geeignet waren, die schädlichen bakteriellen Stoffwechselprodukte nebst ihren Präparatoren aus der Grossmutterlauge auszufällen. Die Reagenzien verpackte sie bruchsicher in einem mit Holzwolle ausgekleidetem Traggestell und beauftragte Rotkäppchen, dieses zur Grossmutter zu befördern, es ermahnend, nicht das durch silikatische Gesteinsstücke befestigte Wegesystem zu verlassen. Durch Anthocyaninfarbstoffe enthaltende Blütenblätter liess es sich doch in die Cellulose-Lignin-Chlorophylll-Vorräte links und rechts der Wege locken. Dort begegnete es einem entlaufenen Versuchstier des physiologisch-chemischen Institutes namens Wolf. Dieses prüfte eingehend die Reagenzien und erkundigte sich nach ihrem Verwendungszweck. Der Wolf, der nach einer Substanz suchte, um in seiner Verdauungsapparatur einen neuen Ansatz fahren zu können, kam auf den Gedanken, dazu Grossmutterfleisch als geeignetes Substrat zu verwenden. Er legte rasch den Weg zur Grossmutter zurück. Da das Tier annahm, dass Grossmutterfleisch leicht oxydierbar sei, legte es auf schnelles Arbeiten wert und verwendete nicht wie bei früheren Reaktionsansätzen die von ihm entwickelte Fleischzerkleinerungsapparatur, die nach ihrem Erfinder auch Fleischwolf genannt wird, sondern zwängte die Grossmutter in einem Stück in seinen Weithalskolben. Da sich der angreifenden Säure jetzt nur eine geringe Oberfläche bot, war die Reaktionsgeschwindigkeit natürlich sehr niedrig, und der Wolf legte sich auf ein von vier Stativen gehaltenes Liegegestell. Um Wärmeverluste an die Umgebung zu vermeiden, isolierte er sich mit Kleidung und Federbett der Grossmutter. Das Rotkäppchen, das bald eintraf, identifizierte den Wolf infolge zu oberflächlicher Analysemethoden als Grossmutter. Es begann vorsichtig, den aliquoten Teil einer mitgeführten Reagenzlösung in den vermeintlichen Grossmutterhals einzupipettieren. Der Wolf, der wegen der Reaktionshemmung in seinem Magen dringend einen Katalysator benötigte, glaubte diesen unter den Reagenzien zu erkennen und füllte sie alle in sich hinein, einschliesslich Rotkäppchen und der ganzen Flasche Barbitursäurederivat, das der Grossmutter eigentlich als Schlafmittel hätte dienen sollen. Zur Erklärung dieses experimentellen Fehlers sei bemerkt, dass er mit sauberem präparativen Arbeiten nicht vertraut war. Die danach zu erwartende Wirkung trat schnell ein. Der aufsichtsführende Chemiker, der vom Institut über das Entlaufen des Versuchstiers informiert worden war, fand den Wolf in diesem Zustand vor. Durch starkes Stossen in der Bauchapparatur wurde er auf eine vorschriftswidrige Beschickung aufmerksam. Er öffnete die Apparatur und konnte Grossmutter und Rotkäppchen ziemlich intakt entnehmen. Sie waren kaum angeätzt. Den Wolf, dessen Aussenwände durch das starke Stossen schon Sprünge aufwiesen, zertrümmerte er vollständig und warf ihn auf den Abfallplatz. Die beiden isolierten Substanzen wurden durch die plötzliche Lichteinstrahlung in einen angeregten Zustand versetzt. Die überschüssige Energie wurde in Form von Translations-, Rotations- und Oszillationsbewegungen abgegeben. Der Vorfall wurde in einer Zuschrift an die Herausgeber von Grimms Annalen der Chemie veröffentlicht.


Rotkäppchen von einem Beamten erzählt
Im Kinderanfall unserer Stadtgemeinde ist eine hierorts wohnhafte, noch unbeschulte Minderjährige aktenkundig, welche durch ihre unübliche Kopfbedeckung gewohnheitsrechtlich "Rotkäppchen" genannt zu werden pflegt. Der Mutter besagter R wurde seitens deren Mutter ein Schreiben zugestellt, in welchem dieselbe Mitteilung ihrer Krankheit und Pflegebedürftigkeit machte und selbiger R die Auflage machte, der G eine Sendung von Nahrungs- und Genussmitteln zu Genesungszwecken zuzustellen.
Vor ihrer Inmarschsetzung wurde die R seitens ihrer Mutter schulisch auf das Verbot betreffs Verlassen der Waldwege auf Kreisebene belehrt. Dieselbe machte sich durch Nichtbeachtung dieser Vorschrift straffällig und begegnete beim Übertreten des diesbezüglichen Blumenpflückverbots dem polizeilich nicht gemeldeten Wolf W. Dieser verlangte in unberechtigter Amtsanmassung Einsichtnahme in das zu Transportzwecken von Konsumgütern dienende Korbbehältnis und traf in Tötungsabsicht die Feststellung, dass die R zu ihrer verwandten und verschwägerten, im Baumbestand 37b angemieteten Grossmutter G eilends war.
Da wolfseits Verknappung auf dem Ernährungssektor vorherrschend war, fasste er den Entschluss, bei G unter Vorlage falscher Papiere vorsprachig zu werden. Weil dieselbe wegen eines Augenleidens arbeitsunfähig geschrieben war, gelang dem in Fressvorbereitung befindlichen Wildtier die diesfallsige Tötungsabsicht, worauf er unter Verschlingung der Bettlägerigen eine nach §292 StGB strafbare Wildjägerei ausführte. Ferner täuschte er bei der später eintreffenden R seine Identität mit der G vor, stellte derselben nach und seinen Tötungsvorsatz erneut unter Beweis.
Der sich auf dem Dienstgang befindliche Waldbeamte B vernahm verdächtige Schnarchgeräusche und stellte deren Urheberschaft seitens des Tiermaules fest. Er reichte bei seiner vorgesetzten Dienststelle ein diesfallsiges Tötungsgesuch ein, welches dortseits zuschlägig beschieden und bezuschusst wurde. Nach Beschaffung einer zu Jagdzwecken zugelassenen Pulverschiessvorrichtung gab er in wahrgenommener Einflussnahme auf das Raubwesen einen Schuss ab. Dieses wurde nach Empfangnahme des bleihaltigen Geschosses ablebig. Die Inaugenscheinnahme des Getöteten weckte in dem Schussgeber die Vermutung, wonach der Leichnam Personen beinhalte. Zwecks diesbezüglicher Feststellung öffnete er unter Zuhilfenahme eines Schneidgerätes den Kadaver und stiess hierbei auf die noch am Leben seiende R nebst G.
Durch die unverhoffte Wiederbelebung bemächtigte sich beider Personen ein gesteigertes, amtlich nicht zugelassenes Lebensgefühl, dem sie durch groben Unfug, öffentlichen Ärgernis erregenden Lärm sowie Nichtbeachtung anderer Polizeiverordnungen Ausdruck verliehen, was ihre Inhaftierung zur Folge hatte. Dieser Vorfall wurde von den kulturbeschaffenen Brüdern Grimm zu Protokoll genommen und, da binnen 14 Tagen dagegen weder schriftlich noch zur Niederschrift Widerspruch eingelegt wurde, bekinderten Familien in Märchenform zustellig gemacht. Wenn die obigen Beteiligten nicht durch Hinschied abgegangen und in Fortfall gekommen sind, sind sie derzeit noch lebhaft.


Rotkäppchen von einem Informatiker erzählt
Es war einmal ein kleines, süsses Mädchen, das immer ein Käppchen aus rotem Samt trug. Aufgrund dieses Attributes erhielt es ein Assign unter dem symbolischen Namen Rotkäppchen.
Eines Tages sprach die Mutter: "Rotkäppchen, die Gesundheit deiner Grossmutter hat einen Interrupt bekommen. Wir müssen ein Pflegeprogramm entwickeln und zur Grossmutter bringen, um das Problem zu lösen. Verirre dich jedoch nicht im Wald der alten Sprache, sondern gehe nur strukturierte Wege. Nutze dabei immer eine Hochsprache der vierten Generation, dann geht es der Grossmutter schnell wieder gut. Und achte darauf, dass dein Pflegeprogramm transaktionsorientiert ist, damit es die Grossmutter nicht noch mehr belastet. Da der Weg zur Grossmutter renetrant war, traf Rotkäppchen den Wolf. Er tat sehr benutzerfreundlich, hatte im Background jedoch schon einen Abbruch programmiert. Während Rotkäppchen einen Go To ins Blumenfeld machte, ging der Wolf im Direktzugriff zur Grossmutter und vereinnahmte sie unverzüglich durch ein DELETE. Ohne zu zögern gab er sich dem Anschein kompatibel zu sein und nahm die logische Sicht der Grossmutter an. Dann legte er sich in ihren Speicherplatz. Kurz danach lokalisierte auch Rotkäppchen die Adresse der Grossmutter und trat in den Speicherraum. Vor Installation des Pflegeprogramms machte Rotkäppchen sicherheitshalber einen VERIFY und fragte:
"Hi Grossmutter warum hast du so grosse Augen?"
"Weil ich zufriedene Endbenutzer gesehen habe."
"Ei Grossmutter warum hast du so grosse Ohren?"
"Damit ich die Wünsche der User besser verstehen kann."
"Ei Grossmutter warum hast du so ein entsetzlich grosses Maul?"
"Damit ich dich besser CANCELN kann!"
Sprach's und nahm das arme Ding als Input. Nach einen Logoff begab sich der Wolf zur Ruhe, schlief ein und fing an zu schnarchen. Als der Jäger auf seinem Loop durch den Wald am Haus der Grossmutter vorbeikam, sah er durch ein Window den Wolf im Bett liegen.
"Finde ich dich hier du alter Sünder", sprach er, "ich habe dich lange gesucht !"
Als Kenner der Szene analysierte er sofort, dass nach den Regeln des Booleschen Algebra die Grossmutter nur im Bauch des Wolfes weilen konnte. Er nahm sein Messer und teilte den Bauch des Wolfes in mehrere Sektoren und machte, welch Freude, die Grossmutter und das Rotkäppchen wieder zu selbständigen Modulen. Als Input für den leeren Bauch des Wolfes nahmen sie viele Kilobyte Steine und beendeten die Operation mit einem Close. Als der Wolf schliesslich erwachte, verursachte ihm sein dermassen aufgeblähter Hauptspeicher solche Schmerzen das er an einer Storage Violation jämmerlich zugrunde ging. Seinen letzer Atemzug beendete er noch mit einem Core Dump.
Da waren alle vergnügt! Das aktivierte die Grossmutter! Rotkäppchen aber dachte: "Du willst nie wieder einen GO TO machen, sondern nur noch strukturierte Wege gehen wie dir's die Mutter gesagt hat!" Und wenn sie nicht einem System Absturz zum Opfer geworden sind, durchlaufen sie noch heute die Schaltkreise.


Rotkäppchen von einem Programmierer erzählt
Es existierte 01h mal ein kleines Mädchen, das defaultmässig ein AddOn mit Farbcode 12 auf dem Kopf trug. Aus diesem Grund war es in allen Systemen unter dem Alias "Red Cap", bzw. der ID "RC", bekannt. RC's $HOME war das Haus seiner ParentIDs und so erhielt es eines Tages den command, eine shell voller erfrischendem Equipment zum $HOME seiner ParentParentID zu moven.
Also crunchte es Bandsalat, Mäuse, einen Apple, jede Menge Sauce Code, SoftICE und anderen Junk Food in die shell und wollte disconnecten. Seine ParentID übergab noch ein Warning:
"Arbeite mit Fehlerkorrektur, meine child-ID, das routing führt Dich passthrough durch eine tree collection, die voller danger ist ! CRASHE also die shell zu Deiner ParentParentID und disab'le den error, rechts oder links vom routing abzukommen! Und nimm bitte noch einen BackBone für den FIDO mit, ja?".
RC bestätigte mit Errorlevel 0 und disconnectete. Als es jedoch gerade passthrough durch die trees wollte, tauchte ein feindlicher carrier mit der ID "WOLF" so überraschend auf, dass RC einen connect nicht mehr verhindern konnte. WOLF hatte RC sofort an seinem *'C' erkannt und war ganz darauf programmiert, RC's CRC-Summen zu hacken, um seine Fehlerkorrektur zu disablen und es auf eine abgelegene Bitmap zu locken. Doch RC befand sich zum Glück im Protected Mode und setzte Errorlevel 100:
"Access denied, Wolf", repliete es, "ich muss meiner ParentParentID diese Shell erquickenden Equipments crashen und habe keine subrouting privileges!".
Danach beendete es das negotiating mit ALT-H und setzte sein routing fort.
WOLF hatte inzwischen einen enormen Mangel an Input und so besann er sich eines Trojans. Er benutzte einen nicht-postzugelassenen Carrier und war somit wesentlich früher beim $HOME von RC's ParentParentID als RC. Sofort machte er sich daran, einen account zu erhacken. Die ParentParentID hatte eine door in ihrem $HOME installiert, die jedoch durch ein Passwort geschützt war.
"Enter your ID and Password, please !" vernahm er von drinnen.
"RC, Erquickendes Equipment" rief WOLF mit gepatchter Stimme.
Die ParentParentID fühlte sich wie in GURU'S HEAVEN, dass ihre ChildChildID einmal wieder mit ihr connectete und vergass dabei völlig jede Vorsicht vor "Trojan Wolfes". Sobald WOLF jedoch access hatte, disablete er die ParentParentID und machte sie sofort zu seinem Input. Dann kopierte er ihre Oberfläche und ging auf Stand By.
Einige Einheiten später kam auch RC an und loggte sich ein. Das $HOME der ParentParentID schien unverändert, jedoch kam ihm der owner irgendwie FAKE vor.
"ParentParentID, warum hast Du so eine lange Leitung ?" fragte es.
"Damit ich besser in der Badewanne chatten kann!" sagte WOLF.
"ParentParentID, warum hast Du so grosse Festplatten?"
"Damit ich besser saugen kann!"
"ParentParentID, warum hast Du so grosse Tasten?"
"Damit ich Dich besser DELETEN kann!".
Und mit diesen Worten jumpte WOLF auf RC und machte es zu seinem Input. Danach fühlte er sich buggy wie nach einem 10-Stunden-Chat und switchte alsbald zum sleep mode.
Wenig später kam ein befreundeter Virenjäger aus der Nahzone vorbei und fand das $HOME der ParentParentID DOWN. Da ihr System sonst recht stabil lief, beschloss er, das $HOME vorsichtshalber einmal abzuscannen. Schon beim ersten Ansehen des directorys von $HOME fand er WOLF mit der kopierten Oberfläche der ParentParentID im Sleep Mode und den IDs als Input.
"FATAL ERROR, SYSTEM HALTED!" dachte der Jäger.
"Und das einen Tag, bevor sie mir Hero's Quest XII kopieren wollte :-(".
Doch in diesem Moment hörte er voices aus dem High-RAM des WOLF:
"12h?" - "Ja!"
"14h?" - "Ja!"
"16h?" - "Ja!"
"17h?" - "Ja!"
"1Bh, 1Eh?"
"Limit überschritten!"
"Aha !", dachte der Virenjäger, "sie spielen virtuelles Skat ! Das BIOS von WOLF scheint ja recht buggy zu sein. Dann kann ich sie vielleicht noch undeleten!"
Er schlich sich zu WOLF und machte vorsichtig einen cut knapp über dem Bootsektor.
"Ohne 03h, play 04h, Cache 05h, Schneider 06h, V*bis 07h, announced 08h, geloosed 10h, again 20h, Contra 40h, Supra 80h, Du spreadest!" vernahm er aus dem HOLE im WOLF.
"Connect!" begrüsste er die beiden, "wie sind Eure settings ?".
"Thanx für das Bonus-Life!" repliete die ParentParentID und RC appendete:
"Das war echt knapp, denn ich glaub', wir hatten echt keine Lifes mehr auf dem Level, ey!".
Damit der Patch an WOLF möglichst hidden blieb, editierte der Jäger ihn noch etwas, installierte den STONED-Virus, welcher perfekt das Gewicht von Steinen simuliert und closete ihn dann wieder. Als WOLF kurz darauf nach "active" switchte, dauerte das bootstrapping fast doppelt so lange wie gewöhnlich.
"Boah, bin ich stoned", brummte WOLF, als er endlich gebootet hatte,
"diese IDs machen mich echt buggy !"
"Ich muss dringend meine performance tunen!" dache er bei sich und quittete, um etwas frische Bytes zu schnappen. Kaum ausgeloggt, bemerkte er ein "WARNING: critical water level!" und wollte sich aus einem Brunnen etwas Wasser leechen. Das war jedoch genau die condition, auf die der Stoned Virus nur gewartet hatte. Er schlug erbarmungslos zu, indem er eine riesige Stone-Simulation hochfuhr. Mit über 2000 cps wurde WOLF in den Brunnen downgeloadet. Die ParentParentID, RC und der Virenjäger feierten jedoch einen grossen Multiline-Chat und wenn sie nicht deletet sind, so
phreaken sie noch heute.


Rotkäppchen von einem Bundeswehr-Soldaten erzählt
Es war einmal eine junge Rekrutin, die am Waldrand bei den Fernmeldern stationiert war. Besonders auffällig war ihr rotes Barrett, wodurch sie den Namen Rotkäppchen erhielt.
"Kind" befahl die nicht-zivile Mutter, "Morgen machst Du einen 30 km Leistungsmarsch zu Deiner Grossmutter, Frau Oberstabsfeldwebel. Sie ist KZH und muss vor DZE wieder einsatzbereit sein. Komme aber nicht von der Marschroute ab."
Rotkäppchen startete Punkt 8:00 Uhr laut Dienstplan. Als Marschgepäck nahm sie EPA-Pack und eine Trinkflasche mit Wein gefüllt mit.
Nach 10 km stellte sich ihr ein als Leutnant verkleideter Wolf in den Weg und befahl "Rotkäppchen halt!" Der Wolf fragte sie nach ihren Befehlen und nahm Schritt auf. Er marschierte vor Rotkäppchen und reagierte nicht auf die Rufe "vorne kürzer treten!". So kam er einige Minuten vor Rotkäppchen an. Als Rotkäppchen die zivile Einrichtung erreichte, hatte der Wolf bereits die Grossmutter bekämpft und verschlungen. Verwundert über die angelegte ABC-Schutzmaske fragte sie: "Grossmutter, warum hast Du so grosse Augen?"
"Weil ich eine Brille unter der Maske trage!"
"Grossmutter, warum hast Du so grosse Ohren?"
"Damit ich die Befehle besser hören kann!"
"Grossmutter, warum hast Du so einen grossen Filter vor Deinem Maul?"
"Damit ich nicht so ein Mundgeruch habe!"
Darauf bekämpfte der Wolf Rotkäppchen mit einer chemischen Waffe und verschlang sie samt EPA-Pack.
Wenig später meldete die Streife der nahegelegenen Kaserne ein verdächtiges Vorkommnis. Der OVWA schnappte sich ein fertig geladenes und gesichertes G3 und bewegte sich unauffällig zu den gemeldeten Koordinaten. Er setzte seinen Stahlhelm auf und stürmte das Haus.
Der OVWA fand den als Oberstabsfeldwebel verkleideten Wolf, wie er während der Dienstzeit einen Mittagsschlaf abhielt. Am überdurchschnittlich grossen Bauch erkannte er, dass es sich nicht um einen Zeit-Soldaten handeln konnte. Er ergriff sein Messer und schneidete dem Wolf den Bauch auf. Da kamen die inzwischen als vermisst gemeldeten Soldaten zum Vorschein, die der OVWA mit einem freudigen "Stillgestanden!" begrüsste. Gemeinsam füllten sie den Bauch des noch schlafenden Wolfes mit (leeren) Magazinen und legten mit Hilfe des Dreiecktuchs einen Druckverband an. Als der Wolf aufwachte, bemerkte er die schwere Last in seinem Bauch und schleppte sich zurück in den Wald. Dort erlag er den Verletzungen und dem extrem gestiegenen Eisen-Gehalt in seinem Blut.


Rotkäppchen vom Latein-geplagten erzählt
Rotkäppchen, das ein kleines Mädchen, das lange schwarze Zöpfe, an denen rote Haarspangen befestigt waren, hatte, war, wurde vor langer Zeit einmal von ihrer Mutter von zu hause auf's Land, wo einmal ein Wald, in dessen Mitte eine grosse Lichtung mit vielen Blumen, auf der ein kleines Haus, das eine grosse braune Türe, die in das Wohn- und Schlafzimmer, in welchem wiederum ein grosses Bett, das aus schwerem Ebenholz, auf das man ein gutes Stück Gewicht, wie zur Zeit das der alten Oma, die seit einiger Zeit sehr krank war, legen konnte, gebaut war, stand, führte, hatte, stand, lag, war, geschickt um ihr einen Korb, in dem sehr viele gute Dinge, die viele Vitamine, die zur Bekämpfung der Krankheit, die die Oma, wie der Arzt, der in der Stadt in einem Haus ... (auf dessen Beschreibung ich hier nicht eingehen möchte) wohnte, gesagt hatte, hatte, geeignet waren, beinhaltete, befanden, zu bringen.

Der Wolf kommt im nächsten Satz.


Rotkäppchen vom Psychiater erzählt
Als der Wolf tot war, verabschiedete sich das Rotkäppchen von der Grossmutter und dem Jäger und ging nach Hause.
"Warum kommst du so spät?" schrie die Mutter das Rotkäppchen an.
"Ich bin auf meinem Weg dem Wolf begegnet und ...".
"Und was, du weisst doch ganz genau, dass du bei Anbruch der Dunkelheit zu Hause zu sein hast", pöbelte die Mutter.
"Der Wolf hat zuerst die Grossmutter gefressen und dann mich und ...".
"Hör bloss auf mit diesem dummen Wolf! - was erzählst du da für einen Scheiss?"
"Der Jäger musste uns dann anschliessend wieder aus dem Wolf herausschneiden", sagte das Rotkäppchen.
"Warte, ich geb' dir gleich Wolf und Jäger", sagte die Mutter und griff nach dem Eichenknüppel.
Plötzlich kam der Vater. "Was ist hier los?"
"Ich bin vom Wolf gefressen worden", fing das Rotkäppchen an zu weinen.
"Sieh dir das an , das ist typisch deine Tochter", schimpfte die Mutter. Erst neun Jahre alt geworden und lügt schon , dass sich die Balken biegen."
"Sie hat nun mal eine blühende Phantasie."
"Frage doch die Grossmutter, was wirklich geschehen ist", meinte der Vater.
"Ach wo , die Alte weiss doch nicht einmal, was sie heute zum Frühstück gegessen hat. Wie soll sie sich dann daran erinnern? Die ist doch nicht ganz dicht!"
"Du weisst doch, was das heisst?" sagte der Vater zum Rotkäppchen. "Nur Wasser und Brot für einen Monat!"
Das Rotkäppchen ging ins Bett mit leerem Magen und war wütend.
Am nächsten Tag sprach die Mutter mit Rotkäppchens Lehrerin, damit sie sich der Sache annehme. Diese erzählte den Kindern immer - besonders Rotkäppchen - die Geschichte von einem Schafhirten, der allen immer erzählte, der Wolf sei da gewesen, obwohl er es nicht war. Und als dieser dann wirklich kam, glaubte es keiner mehr. Ausserdem forderte sie alle Kinder auf, sich zu melden, wenn sie schon einmal geschwindelt hätten.
Alle Kinder meldeten sich, nur Rotkäppchen nicht.
"Und du Rotkäppchen," fragte die Lehrerin schliesslich, "hast du nichts zu berichten?"
"Ich habe nicht gelogen", schrie das Rotkäppchen.
Die Lehrerin konnte nicht mehr und gab es auf. Die Mutter war verzweifelt. Die einzige Möglichkeit, ihrer Tochter zu helfen, war ein Psychiater und so kam es dann dazu.
"Leg dich auf die Couch", sagte der Psychiater, "und sag mir, was du gerade denkst."
"Was hast du für ein grosses Maul?" sagte Rotkäppchen.
Der Psychiater sprang auf, fasste Rotkäppchen am Kragen und schrie: "Was hast du gesagt, du kleine Schlampe? Noch so'n Ding und du fliegst."
"Das fragte ich doch nur die Grossmutter, als ich sie sah", sagte das Rotkäppchen.
"Ach so", sagte der Psychiater und setzte sich wieder hin und schrieb in sein Rotes Buch: Grossmutterkomplex?
"Und was hat sie darauf geantwortet?"
"Es war ja gar nicht meine Grossmutter, sondern der böse Wolf. Er sagte: ,Damit ich dich besser fressen kann!'."
Der Psychater schrieb wieder in sein Buch, diesmal: "Verfolgungswahn und Essstörungen!"
"Und was hat der Wolf dann getan?"
"Er hat mich aufgefressen."
Daraufhin klappte der Psychiater sein Buch zu und sagte nur: "Jetzt reicht's aber!"
Er ging anschliessend zur Mutter und sagte: "Ihre Tochter hatte während der frühkindlichen Phase ein traumatisches Erlebnis, was es letzten Endes dazu bewegt, so einen Schwachsinn zu erzählen. Sagen Sie, haben Sie Rotkäppchen jemals Märchen erzählt?"
"Ja", sagte die Mutter.
"Na also!" schrie der Psychiater. "Sehen Sie, ich war schon immer der Meinung, dass Märchenerzählen das Schlimmste ist, was man einem Kind antun kann. Und nun haben wir den Beweis. Märchen müssen verboten werden!"
Da nun das Problem geklärt schien, sah Rotkäppchens Therapie folgendermassen aus: Rotkäppchen musste immer wieder zum Psychiater und ihre Geschichte erzählen. Sie wich jedoch niemals vom Ursprung ab; daher versuchte der Psychiater es auf eine andere Weise.
"Bist du ganz sicher, dass der Wolf böse war?" fragte er. "Vielleicht war es ein guter und lieber Wolf?"
Rotkäppchen wusste darauf keine Antwort.
Etwas später dann begegnete Rotkäppchen auf dem Weg in den Wald schon wieder einem Wolf. Sollte sie schreien? Ach, warum denn? Es glaubt ihr doch so oder so keiner und wahrscheinlich war es sowieso ein guter, lieber Wolf.
Und seitdem ward sie nie wieder gesehen und ihr Fall wurde zu einer XY-Akte.


Rotkäppchen von Joachim Ringelnatz erzählt
Also Kinners, wenn ihr mal fünf Minuten lang das Maul halten könnt, dann will ich euch die Geschichte vom Rotkäppchen erzählen, wenn ich mir das noch zusammenreimen kann. Der alte Kapitän Muckelmann hat mir das vorerzählt, als ich noch so klein und so dumm war, wie ihr jetzt seid. Und Kapitän Muckelmann hat nie gelogen.
Also lissen tu mi. Da war mal ein kleines Mädchen. Das wurde Rotkäppchen angetitelt - genannt heisst das. Weil es Tag und Nacht eine rote Kappe auf dem Kopfe hatte. Das war ein schönes Mädchen, so rot wie Blut und so weiss wie Schnee und so schwarz wie Ebenholz. Mit Rotkappchen so grosse runde Augen und hinten so ganz dicke Beine und vorn - na, kurz eine verflucht schöne, wunderbare, saubere Dirn.
Und eines Tages schickte die Mutter sie durch den Wald zur Grossmutter; die war natürlich krank. Und die Mutter gab Rotkäppchen einen Korb mit drei Flaschen spanischem Wein und zwei Flaschen schottischem Whisky und einer Flasche Rostocker Korn und einer Flasche Schwedenpunsch und einer Buttel mit Köm und noch ein paar Flaschen Bier und Kuchen und solchem Kram mit, damit sich Grossmutter mal erst stärken sollte.
"Rotkäppchen", sagte die Mutter noch extra, "geh nicht vom Wege ab, denn im Walde gibt's wilde Wölfe!" (Das ganze muss sich bei Nikolajew oder sonstwo in Sibirien abgespielt haben.) Rotkäppchen versprach alles und ging los. Und im Walde begegnete ihr der Wolf. Der fragte:
"Rotkäppchen, wo gehst du denn hin?"
Und da erzählte sie ihm alles, was ihr schon wisst. Und er fragte: "Wo wohnt denn deine Grossmutter?"
Und sie sagte ihm das ganz genau: "Schwiegerstrasse dreizehn zur ebenen Erde."
Und da zeigte der Wolf dem Kinde saftige Himbeeren und Erdbeeren und lockte sie so vom Wege ab in den tiefen Wald. Und während sie fleissig Beeren pflückte, lief der Wolf mit vollen Segeln nach der Schwiegerstrasse Nummero dreizehn und klopfte zur ebenen Erde bei der Grossmutter an die Tür.
Die Grossmutter war ein misstrauisches, altes Weib mit vielen Zahnlücken. Deshalb fragte sie barsch:
"Wer klopft da an mein Häuschen?"
Und da antwortete der Wolf draussen mit verstellter Stimme: "Ich bin es, Dornröschen!"
Und da rief die Alte: "Herein!"
Und da fegte der Wolf ins Zimmer hinein. Und da zog sich die Alte ihre Nachtjacke an und setzte ihre Nachthaube auf und frass den Wolf mit Haut und Haar auf.
Unterdessen hatte sich Rotkäppchen im Walde verirrt. Und wie so pissdumme Mädel sind, fing sie an, laut zu heulen. Und das hörte der Jäger im tiefen Wald und eilte herbei. Na - und was geht uns das an, was die beiden dort im tiefen Walde mitnander vorgehabt haben, denn es war inzwischen ganz dunkel geworden, jedenfalls brachte er sie auf den richtigen Weg. Also lief sie nun in die Schwiegerstrasse. Und da sah sie, dass ihre Grossmutter ganz dick aufgedunsen war. Und Rotkäppchen fragte:
"Grossmutter, warum hast du denn so grosse Augen?"
Und die Grossmutter antwortete: "Damit ich dich besser sehen kann!"
Und da fragte Rotkäppchen weiter: "Grossmutter, warum hast du denn so grosse Ohren?"
Und die Grossmutter antwortete: "Damit ich dich besser hören kann!"
Und da fragte Rotkäppchen weiter: "Grossmutter, warum hast du denn so einen grossen Mund?"
Nun ist das ja auch nicht recht, wenn Kinder so was zu einer erwachsenen Grossmutter sagen. Also da wurde die Alte fuchsteufelswild und brachte kein Wort mehr heraus, sondern frass das arme Rotkäppchen mit Haut und Haar auf. Und dann schnarchte sie wie ein Walfisch. Und draussen ging gerade der Jäger vorbei. Und der wunderte sich, wieso ein Walfisch in die Schwiegerstrasse käme. Und da lud er seine Flinte und zog sein langes Messer aus der Scheide und trat, ohne anzuklopfen, in die Stube.
Und da sah' er zu seinem Schrecken statt einem Walfisch die aufgedunsene Grossmutter im Bett. Und - diavolo caraitro! - Da schlag einer lang an Deck hin ! - Es ist kaum zu glauben! - Hat doch das alte gefrässige Weib auch noch den Jäger aufgefressen. - Ja, da glotzt ihr Gören und sperrt das Maul auf, als käme da noch was. - Aber schert euch jetzt mal aus dem Wind, sonst mach ich euch Beine.
Mir ist schon sowieso die Kehle ganz trocken von den dummen Geschichten, die doch alle nur erlogen und erstunken sind. Marsch fort! Lasst euren Vater jetzt eins trinken, ihr - überflüssige Fischbrut!


Rotkäppchen von der heutigen Jugend erzählt
In dieser Story geht's um sonen reichen Zahn, der wohl mords knackig aussah, aber durch die feine Family total out war. Jede Menge Klamotten und sonen Plunder, aber dafür immer auf liebes Mädchen machen und sonen Scheiss. Die fuhr da aber entweder voll drauf ab oder blickte überhaupt nich durch, jedenfalls machte se nie Rabbatz, sondern lief auch noch mit soner affigen roten Samtmütze rum, die ihr die Grossmutter mal verpasst hatte. Jedenfalls durch selbige antike Dame kam dann die ganze Story ins Rollen. Die hatte es wohl irgendwie umgehauen, wie das bei diesen feinen Pinkeln ja immer so is. Jedenfalls lag se in ihrer Poofe flach und erwartet, dass die liebe Family anmarschiert kommt. Die Alten vom Zahn hatten da wohl aber auch nicht gerade den schärfsten Bock drauf, jedenfalls musste der Zahn jetzt mit sonem Fresskorb in den Wald latschen, wo der Nobelschuppen von der maroden Alten stand. Und wie der Zahn so durch den Wald schnürt, kommt doch son haariger dunkler Typ angepirscht und ist unheimlich scharf auf den Zahn, weil der so heiss aussieht. Die ist aber durch ihre scheiss bürgerliche Erziehung total verklemmt und lässt ne unheimlich blöde Quatsche raus. Der Typ denkt wohl, dass er das schon irgendwie managet und macht auf romantisch, so mit Blümlein, Vöglein und heiteitei. Die kapiert aber wieder nich die Bohne was läuft und will immer nur für die abgeschlaffte Alte Blumen griffeln. Der Typ dreht fast durch, weil er den Zahn nicht krallen kann, will aber unbedingt zu Potte kommen. Die Story mit dem kranken Friedhofsgemüse hatte der Zahn ja beim Blumenknacken an ihn rangelabert. Also nix wie hin in die Villa, die alte Dame aus der Poofe geschmissen und sich schon mal selber reingehauen. Als der Zahn endlich angeschlurft kommt, schnallt der erst gar nix. Hat wohl seine Linsen nicht drin oder ist sonstwie ein bisschen behämmert. Vielleicht isse aber auch cleverer als se aussieht, steigt aber voll auf die Masche ein. Jedenfalls nach sonem bisschen Geplänkel von wegen grosser Nase und Augen und so ist die Sache geritzt, der Typ griffelt sich den Zahn und vernascht ihn. Die Kiste wär ja auch ganz o.k. gewesen, wenn nicht die verklemmte Lady Zoff gemacht hätte. Vielleicht hättse auch selber nen Bock auf den Typ gehabt und war jetzt sauer. Bei dieser Sorte Weiber ist ja alles drin. Jedenfalls holt se sonen Flintenspezi als Verstärkung. Der spielt sich auch gleich als der dicke Macker auf und fuchtelt solange mit seiner Knarre rum, bis der Typ die Mücke macht, und ist auch noch stolz drauf. Die alte Lady macht sich jetzt unheimlich über den Fresskorb her und ist auch ganz happy. Nur für den Zahn war das natürlich unheimlich beknackt, dass ihre erste dicke Kiste so voll in die Hose gegangen ist.


Rotkäppchen vom Juristen erzählt
Es war einmal eine Minderjährige. Der Überlieferung nach im vorpubertären Alter. Die Eltern des Mädchens hatten ihr in Ausübung des ihnen gesetzlich eingräumten Namenbestimmungsrechts (§1627 Abs.1, 2 BGB) den Rufnamen Rotkäppchen gegeben, unbeanstandet vom Standesamt, das gemäss §§ 16, 17 des Personenstandsgesetzes nach gebundenem Ermessen hätte widersprechen können.
Rotkäppchen wurde von der Mutter beauftragt (§ 622 BGB), Kuchen und Wein zu der im Walde wohnenden kranken Grossmutter zu bringen, ohne dass übermittelt ist, ob es sich dabei um die Grossmutter väterlicher- oder mütterlicherseits handelte. Im Rahmen der Aufsichtspflicht (§ 832 BGB) erfolgte eine der nach herrschender Meinung ausreichende Belehrung vor den möglichen Gefahren des Weges. In ständiger Rechtsprechung wird die Auffassung vertreten, dass selbst bei einem 6jährigen Kind, soweit keine schädlichen Neigungen festgestellt werden, es ausreicht, vor den allgemein üblichen Gefahren einer Weggefährdung zu warnen, um alsdann das Kind unbewacht zu lassen; eine ständige Begleitung durch eine Aufsichtsperson wird nicht gefordert, ein ständiges Eingesperrtsein des Kindes in diesem Alter ist weder geboten noch aus erzieherischen Gründen erwünscht (VersR 1972, Seite 54)!
Entgegen dieser für ausreichend anzusehenden Belehrung liess sich das Kind von einem der menschlichen Sprache mächtigen Wolf in ein Gespräch verwickeln und gab bei dieser Gelegenheit Informationen preis, die der Wolf arglistig zu seinem Vorteil ausnutzte. Die insoweit erfolgte Einlassung des Kindes hinsichtlich des Gesprächs mit dem Tier ist nicht zu widerlegen, zumal bekanntermassen auch Loriot im Fernsehen einen sprechenden Hund vorführen konnte.
Die weiteren Angaben des Mädchens anlässlich seiner Vernehmung um die Vorkommnisse im Hause der Grossmutter, dass nämlich der Wolf zunächst die Grossmutter und alsdann nach einem etwas verfänglichem Gespräch auch Rotkäppchen bei lebendigem Leibe verschlungen habe, wurde indirekt durch die Zeugenaussage des Jägers bestätigt, der durch Aufschneiden des sich im Tiefschlaf befindlichen Wolfs die beiden Personen unverletzt befreite. Als Präjudiz kann auf den Propheten Jonas verwiesen werden, von dem in der Bibel überliefert ist, dass er zunächst von einem Fisch (Jonas 2,1) verschlungen und nach 3 Tagen - möglicherweise wegen Unbekömmlichkeit - wieder ausgespuckt wurde (Jonas 2,11).
Das Aufschneiden des Wolfs durch den Jäger ist tatbestandsmässig als verbotene Vivisektion zu werten. Die mögliche Einlassung des Jägers, eine Tötung des Tieres - etwa durch Kopfschuss - sei wegen der gerade laufenden Schonzeit nicht zumutbar gewesen, wäre eine Schutzbehauptung und darum unbeachtlich. Wegen des vorhandenen Notstandes entfällt jedoch zumindest der Schuldvorwurf, was eine Bestrafung ausschliesst (§ 35 StGB).
Dagegen ist der Jäger wegen Tierquälerei nach dem Tierschutzgesetz zu bestrafen, soweit er als Mittäter gemeinschaftlich handelnd (§ 25 Abs.2 StGB) mit der gleichfalls straffälligen Grossmutter und dem noch nicht strafmündigem Rotkäppchen (§ 19 StGB) den aufgeschnittenen Wolf mit schweren Feldsteinen füllte und so den qualvollen Tod des Tieres herbeiführte. Die verwirkte Strafe wäre jedoch mit Rücksicht auf die zuvor erbrachte Hilfeleistung zur Bewährung auszusetzen.
Dem Vernehmen nach soll Rotkäppchen später mit dem Jäger die Ehe eingegangen sein, beide sollen die Grossmutter zu sich genommen haben.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann lügen sie noch heute.


Rotkäppchen vom Sachsen erzählt
Da war ämal ä gleenes niedliches Mädchen. Das grichte von seiner Grossemudder änne feierrote Samtgabbe mit änner Bummel dran. Drin sah de Gleene so schnärblich aus, dasse barduh geen andern Bibbi mähr uffsetzte. Un so gams, dasse von dr ganzen Nachbarschaft Rotgäbbchen genannt wurde.
Eenes Dages sagte de Mudder zu dr Gleenen:
"Gomm, mei Gind, nimm hier das Henkelgärbchen un brings naus bei de Grossemuder. Se hat ähmd telefoniert, dassrch gar nich hibsch is heite."
"Was isn da drinne im Gorbe?" fragte Rotgäbbchen.
"Änne Flasche Abbelwein, änne Biggse Eelsardin' un änne Bäbe (Sächsisches Nationalgebäck). Dassde mir aber nich etwa unterwächens am Guchen rumgnaubelst! Wenn de Hunger hast, issde deine Bämmchen mit Gunsthonich, verschtanden?"
Rotgäbbchen verschrach scheene zu folchen un hubbste frehlich in dn Frielink naus. Wiese nach änner Värtelschtunde im Walde drinne war, gam plötzlich ä Wolf angelaascht. - Was das fier Dier is, wolltr wissen? - Nu schtellt eich ämal Bäzolds Garo vor, denkt eich noch ä Schtickchen dran, drzu ä viel schbitzern Gobb un gliehende Oochen - un da habtr ä Wölf.
So a Viech gam also ausn Busche un meente: "Bei wän willstn, Rotgäbbchen?"
"Bei de Grossemudder."
"Nu weesste, da wärd'ch awer där alten Frau ä baar Bliemchen mitnähm. Das geheert sich eenfach so fier ä gebildetes Enkelgind."
"De hast eechentlich recht", sagte Rotgäbbchen, schtellte ihrn Gorb unter änne Danne un bickte sich nach Anemon' un Briemeln.
Se hatse awer nich gleich mitr Wurzel rausgerubbt wie ihr, sondern jedes eenzelne sachte abgegnibst. Dr Wolf feixte in sich nein un säbbelte naus bei de Grossemudder. Dort schbrangr mit een Satz ins Heischen, sauste durch die gute Schtuwe un dann hinter in de Gammer un verschlang de alte Frau.
Se hatte iwerhaupt nich Zeit, um Hilfe zu brilln, da sasse schon drinne im Wolfsbauche. Na un da warsch nadierlich zu schbäte. Hieruff groch das beese Dier ins Bette nein, deckte sich bis nuff zu un schtilbte sich dr Grossemudder ihre lilane Nachtmitze iwersch Gesichte. Nach änner Weile gam Rotgäbbchen un wunderte sich, dass de Diere uffschtand. Nu, wahrscheinlich dud de Grossemudder grade liften, dachte se dann un lief nein in de Gammer. Da fielr nu gleich uff, dass de de alte Frau heite so ä färchterlich grossen Mund hatte.
"Awer meine gude Grossemudder" meente se, "wie siechste denne aus? De hast wohl de Maulschbärre gegricht?"
Sie beichde sich ä bisschen diefer iwersch Bette. Da riss dr Wolf den Rachen uff un wärchte ooch noch 's gleene Mädchen nunter. De Grossemudder rickte ä Häbbchen beiseite, un nu sassense alle beede drinne. Wenn mr wenichstens de Bäbe mit hätten, dächte Rotgäbbchen. Awer reden gonnte se nischt, denn de Luft war gans dick un schnierte ihr de Gäle zu. Dr Wolf schlief nach däm Reggordfriehschtick ein un schnarchte so laut, dass draussen de Boomschtämme waggelten.
Da gam ä Jächer angeleiert, heerte das Schnarchen un dachte: "Ich gann mr nich hälfen: Das is doch direggt unweiblich von där alten Frau, so druflos zu rasseln!"
Dann ginkr nein ins Heischen un märkte nadierlich gleich, wen'r da im Bette vor sich hatte.
"Habbch dich endlich erwischt, du frächer Gedatte!" riefr, holte aus dr Giche dr Grossemudder ihre Gefliechelschäre un schnibbelte behutsam dn Wolfbalch uff. Das war nu vielleicht änne Freide, wie die beeden wieder ans Dageslicht gegollert gam! De alte Frau butzte ihre Brille, die da drinne gans angeloofen war, un Rotgäbbchen schtobbte dn Wolfsbauch voll Brigetts ausn Gohlngasten un nähte dann das beese Dier wieder zusamm. Un wie nu dr Wolf uffwachte un sich heimlich ausn Schtaube machen wollte, blumbstr dod uffn Bettvorlecher.
De Grossemudder, Rotgäbbchen und dr Jächer tranken dn Abbelwein, machten sich iwer de eelsardin un deilden sich in de Bäbe. Se warn sähre froh, dass de Sache noch so scheen abgeloofen war.
Nu nähmt eich draus änne Lehr - besonders ihr Mädchen: s is immer besser, ä weibliches Wesen gimmte sich iwerhaubt nich drum, wennse unterwäches eener angewasselt, denn mr gann nie wissen, was drhinterschteckt.


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